LeNa Haus (BS)
Wohnen in lebenswerter Nachbarschaft

In Kürze
Die Bau- und Wohngenossenschaft Lebenswerte Nachbarschaft LeNa entwickelt im Areal Westfeld (Bauprojekt von wohnen&mehr) im Westen der Stadt Basel das «LeNa-Haus». Mit einem Mix an Wohnungstypen für 160 bis 200 Bewohnende, Flächen zur gemeinschaftlichen Nutzung und dem Prinzip der lokalen Versorgung steht das LeNa-Haus für eine neue Form des generationenverbindenden und ressourcenschonenden Zusammenlebens.
Vision & Ziele
LeNa zielt auf eine nachhaltige Lebensweise und orientiert sich am Nachbarschaftsmodell von «Neustart Schweiz». Mit dem LeNa-Haus wird ein Wohnprojekt umgesetzt, das ein umweltbewusstes, ressourcenschonendes Bauen, Wohnen und Leben ermöglicht. Es richtet sich an Menschen jeden Alters, einschliesslich von Menschen mit einer Beeinträchtigung, und achtet auf eine ausgewogene soziale Durchmischung.
Hintergrund
Das LeNa-Haus geht zurück auf eine Initiative der Basler Regionalgruppe von Neustart Schweiz. Die 2015 gegründete Genossenschaft LeNa entwickelte ein Wohnprojekt, welches durch neue Formen des Zusammenlebens, der Lebensmittelversorgung und der Alltagsmobilität auf einen reduzierten Ressourcenverbrauch pro Kopf abzielt. Zu den Kernelementen gehören eine kleine private Wohnfläche von durchschnittlich 32m2 pro Person, einschliesslich gemeinschaftlich genutzter Flächen; die Partnerschaft mit Landwirtschaftsbetrieben zur direkten Versorgung mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln aus der Region und die interne Selbstverwaltung, die auf der Mitwirkung aller Bewohnenden beruht. Zum Haus gehört auch ein (separat betriebenes) Restaurant, die Cantilena. Ihr Angebot richtet sich an alle und bildet so eine Öffnung ins Areal und das umliegende Quartier. Mit Baubeginn im Jahre 2019 ist das Haus ab Anfang 2023 bezugsbereit. Es integriert auf mehreren Geschossen vielfältige Wohnungstypen (von Einzel- bis 7-Zimmerwohnungen, von Clusterwohnungen bis zu Wohnateliers), die auf die unterschiedlichen individuellen, familiären und lebensphasen-spezifischen Bedürfnisse seiner Bewohnerinnen und Bewohner ausgerichtet sind.
Good Practices
Das LeNa-Haus geht neue Wege im gemeinschaftlich orientierten und umweltbewussten Wohnen und Leben. Darin liegt das Potential, künftig eine Sorgende Gemeinschaft zu verwirklichen.
- Nachhaltigkeit. Ökologische, wirtschaftliche und soziale Dimensionen von Nachhaltigkeit sind Weg und Ziel des Projektes. Entscheidungen bzgl. Bau, Betrieb und Mobilität orientieren sich an den Zielen der 2000 Watt Gesellschaft. Vertraglich geregelte Partnerschaften mit umliegenden Landwirtschaftsbetrieben sichern eine direkte Versorgung der Bewohnenden und des Gastro-Betriebs mit regionalen Lebensmitteln und unterstützen die nachhaltige Landwirtschaft. Gelagert werden die Lebensmittel im hauseigenen, zentralen Lebensmitteldepot. Ausgewählte Baumaterialien und das Prinzip der Selbstorganisation halten Unterhalts- und Betriebskosten längerfristig niedrig. Das LeNa-Haus richtet sich explizit an alle Generationen, wirkt an einem lokalen Netz von Tauschbeziehungen zur Zirkulation von Leistungen und Gegenständen mit und beruht auf der Verantwortlichkeit seiner Bewohnerinnen und Bewohner.
- Generationenverbindend. Die bauliche «Barrierefreiheit» und der Mix an Wohnungstypen bieten Räumlichkeiten für verschiedene Lebensphasen. Der grosse Anteil an gemeinschaftlich genutzten (gegenüber reduzierten individuellen) Flächen im Haus fördert alltägliche Kontakte, gemeinsame Aktivitäten und verbindliche Beziehungen unter den Bewohnenden. Mit dem Prinzip der Selbstorganisation sind alle Bewohnerinnen und Bewohner mitverantwortlich für ein gelingendes Zusammenleben. Sie übernehmen anfallende Aufgaben gemäss ihren Möglichkeiten (LeNa-Charta). Die Wohnungsvergabe erfolgt nach Kriterien sozialer Durchmischung; darunter fallen Alter, Einkommen und Nationalität. Gezielte Massnahmen zur Mietzinsdifferenzierung und ein Solidaritätsfonds unterstützen die heterogene Zusammensetzung der Bewohnerschaft.
- Teilhabe & Mitwirkung. Die Planung und Umsetzung des Projekts erfolgt stark partizipativ. Entlang dem Konzept der «Partizipationspyramide» variiert die Stufe der Beteiligung der Genossenschaftsmitglieder je nach Thema (Information, direkte Mitbestimmung, eigenständige Erarbeitung von Lösungen, etc.) und werden verschiedene Gefässe genutzt (Umfragen, Workshops, Arbeitsgruppen, Generalversammlung etc.). Mit der Entwicklung des Projektes werden neue Formen der Selbstorganisation erprobt, um speziell auch die Mitbestimmung der künftigen Bewohnenden zu sichern (z.B. Gründung von Betriebsgruppen für Gemeinschaftsräume). Diese grundlegende Offenheit der Beteiligten, sich auf immer wieder neue Situationen einzulassen, macht es auch möglich, dass je nach konkretem Bedarf, Hilfe und Unterstützung für Mitbewohnende im Alltag geleistet bzw. organisiert werden kann. Zusammen mit den anderen Nutzenden engagiert sich LeNa weiter in der Entwicklung des Areals auf dem Westfeld und für den Austausch mit dem umliegenden Quartier (vgl. Netzwerk Westfeld).
Erfahrungen
Das Wohnprojekt lebt vom Engagement aller Beteiligten. Das Konzept von Neustart Schweiz und seinen Lebenswerten Nachbarschaften, die Möglichkeit der Mitbestimmung durch die gesamte Projektdauer und die professionelle Koordination durch die Geschäftsstelle einen und motivieren die Genossenschaftsmitglieder und künftigen Bewohnenden. Die erwünschte soziale Durchmischung und ausgewogene Partizipation kann in der Praxis schwierig werden. Gute Deutschkenntnisse sind z.B. wichtig, um an den Diskussionen teilzunehmen, und pensionierte Mitglieder haben mehr Zeit, sich einzubringen als junge Familien. Spannungsfelder ergeben sich auch durch die Professionalisierung einerseits und die Selbstorganisation andererseits: die Arbeit der Geschäftsleitung mag manche Mitglieder dazu verleiten, «Dienstleistungen» zu erwarten. Mit der fortschreitenden Umsetzung des Projektes braucht es angepasste Prozesse und Gefässe, um die Mitbestimmung von Genossenschaftsmitgliedern und Bewohnenden zu wahren, fördern und praktikabel zu halten. Offenheit für Neues, die Lust am Experimentieren und ein pragmatisches Vorgehen helfen, die Vision der lebenswerten Nachbarschaft zu realisieren.
Weiterführende Informationen
ARTISET Magazin: Nachhaltig / Mit Mut, Engagement und Weitsicht
Webseite & Kontakt
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carina.mangold@lena.coop
Erfassungsdatum: 22.02.22