Fundus Basel (BS)

Mobile Altersarbeit in Basler Quartieren

In Kürze

Der Verein Fundus Basel erreicht Senior:innen im vierten Lebensalter, die alleine und zurückgezogen zuhause leben und Unterstützung in der Bewältigung ihres Alltags benötigen. Dies gelingt hauptsächlich durch mobile Arbeit im öffentlichen Raum. Die Stellenleiterin berät und begleitet die Senior:innen oder vermittelt ihnen die nötigen Dienstleistungen von verschiedenen Organisationen.

Vision & Ziele

Das Ziel des Vereins liegt darin, die Lebensqualität der Senior:innen zu erhalten und zu verbessern und Einsamkeit, Verwahrlosung und einen verfrühten Eintritts ins Pflegeheim zu vermeiden. Die aufsuchende Altersarbeit ermöglicht eine direkte und persönliche Anlaufstelle für Probleme jeder Art. Mit viel Offenheit, Empathie und Geduld schafft die Stellenleiterin Vertrauenssituationen, in welchen sie den Senior:innen zuhört, mögliche Hilfsangebote mit ihnen bespricht und sie bei Bedarf im weiteren Prozess als Bezugsperson begleitet. Die Zielgruppe des Vereins sind vulnerable Senior:innen im vierten Lebensalter. Sie leben häufig allein und sind kognitiv, psychisch und/oder körperlich eingeschränkt, was ihnen ihren Zugang zu Unterstützung oft erschwert.

Hintergrund

Auf die Problematik der schwer erreichbaren Senior:innen aufmerksam geworden, organisierte die Stellenleiterin, Nicole Tschäppät, 2017 ein erstes Netzwerktreffen. Mit Organisationen aus dem Altersbereich wurden Möglichkeiten diskutiert, wie sie die älteren Personen besser erreichen könnten. Die erste vom Netzwerk geplante Veranstaltungsreihe, an welcher Senior:innen niederschwellig teilnehmen konnten, stiess auf grosse Resonanz. Bald entstand die Idee einer langfristigen Weiterführung der Altersarbeit, und der Verein Fundus Basel wurde Ende 2019 gegründet. Im ersten Halbjahr 2020 arbeitete Tschäppät 30%, danach konnte sie ihr Pensum durch zusätzliche Stiftungsgelder auf 60% erhöhen. Damit steht mehr Zeit für den wichtigen Prozess des Vertrauensaufbaus mit den älteren Personen und für das Vermitteln von bedürfnisgerechten Hilfsangeboten zur Verfügung.

Der Wunsch der Stellenleiterin für die Zukunft ist es, die Tätigkeit auch auf andere Basler-Quartiere erweitern zu können – dafür wäre der Verein allerdings auf mehr finanzielle Mittel angewiesen. 

Good Practices

Durch den unkonventionellen, innovativen Ansatz der aufsuchenden Altersarbeit ermöglicht der Verein schwer erreichbaren Senior:innen Zugang zu dringend nötigen Hilfsangeboten. Ergänzend schafft die Stellenleiterin auch neue Beziehungen zwischen Anwohnenden des Quartiers und Senior:innen, die sich gegenseitig unterstützen können.

  • Bedürfnis- & Bedarfsorientierung. Ein Drittel der Arbeitszeit wird für die aufsuchende und mobile Arbeit aufgewendet. Durch diese Arbeit werden die vulnerablen Personen am besten erreicht. Die Erstinteraktionen im öffentlichen Raum dienen dem Aufbau von Vertrauen und Beziehungen. Bei den anschliessend vereinbarten Gesprächsterminen bei den Senior:innen zuhause, wird die gesamte Lebenssituation erfasst. Oft können die Bedürfnisse erst in einer solchen Situation formuliert werden. Gemeinsam werden dann Lösungsmöglichkeiten mit den Betroffenen diskutiert und Termine mit Fachleuten vereinbart. Ebenfalls im Angebot ist die Begleitung zum und während dem ersten Treffen mit den Fachpersonen – alles aber nur auf Wunsch der Senior:innen.
  • Koordination & Vernetzung. Der Verein fördert aktiv die Netzwerkarbeit. Einerseits arbeitet die Stelleninhaberin selbst als direkte Vermittlungsstelle zwischen den Organisationen und Senior:innen und ermöglicht damit eine reibungslose Verbindung zwischen Nachfrage und Angebot. Sehr hilfreich ist dabei, dass sie bei allen Organisationen, mit welchen sie zusammenarbeitet, die jeweilige Fachpersonen kennt, an die sie sich wenden kann. Andererseits besteht ein wichtiger Teil ihrer Arbeit in der Vernetzung der verschiedenen Hilfsorganisationen. Bei den drei jährlichen Netzwerktreffen können die Organisationen über aktuelle Entwicklungen bei ihren Klient:innen informiert werden und sich untereinander über ihre Angebote und mögliches Potential bzgl. Zusammenarbeit austauschen.
  • Zugänglichkeit. Durch mobile und aufsuchende Altersarbeit ist das Angebot des Vereins für die Senior:innen sehr einfach zugänglich. Die vulnerablen Personen werden direkt auf den Quartierstrassen oder an Bushaltestellen angesprochen, oder es wird auch mal einfach an der Tür geklingelt. Durch die regelmässige Präsenz im öffentlichen Raum haben die Senior:innen genügend Zeit, die Stelleninhaberin zu beobachten und sich auf ein Gespräch einzulassen, wenn sie Vertrauen gefasst haben. Tschäppät signalisiert dabei immer Gesprächsbereitschaft. Durch eigene Fremdsprachenkenntnisse und eine türkische Übersetzerin können Sprachbarrieren grösstenteils überwunden werden. Ausserdem ist die Beratung kostenlos und unverbindlich. Die Angebote werden lediglich vorgestellt – die Senior:innen entscheiden immer selbst, ob sie sie in Anspruch nehmen.

Erfahrungen

Als Kernkompetenzen für die aufsuchende Altersarbeit gelten Offenheit, Spontanität, Ausdauer und Hartnäckigkeit: Offenheit und Spontanität helfen, um mit Personen schnell ins Gespräch zu kommen und Vertrauensbeziehungen aufzubauen. Ausdauer ist wichtig, um auch Zeiten auszuhalten, wenn nicht viele Senior:innen unterwegs oder für ein Gespräch offen sind. Hartnäckigkeit braucht es, um die Arbeit des Vereins langfristig finanziell zu sichern und um immer wieder öffentlich für die Bedürfnisse der Zielgruppe einzustehen. Weitere Zutaten für das Erfolgsrezept sind nach Tschäppät die gute Zusammenarbeit mit den Fachpersonen und die gemeinsame Zielsetzung. Auch wichtig war bei der Entwicklung des Projekts die Erkenntnis, dass der Verein Fundus von Improvisation, Herzlichkeit und Erreichbarkeit lebt. Demgegenüber rückt das Vorhandensein einer perfekten Infrastruktur eher in den Hintergrund.

Webseite & Kontakt

https://fundus-basel.ch
hallo@fundus-basel.ch


Erfassungsdatum: 23.05.22