Center da sandà Val Müstair (GR)

Integrierte Versorgung auf kleinem Raum

In Kürze

In der Gemeinde Val Müstair (GR) liegt das kleinste Spital der Schweiz: das Gesundheitszentrum Center da Sandà Val Müstair. Es bietet seinen Bewohnenden integrierte medizinische Versorgung direkt vor Ort. Nebst einem umfassenden Angebot an medizinischer Behandlung bietet das Gesundheitszentrum unter anderem auch eine Pflegeabteilung sowie Beratungsgespräche zu physischer und psychischer Gesundheit an. Auch das Spitex-Programm, welches die Angebote zu den betroffenen Personen nach Hause bringt, läuft über das Zentrum. Die interprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit und die gemeinsame Suche nach Lösungsansätzen zusammen mit den Patient:innen kennzeichnen das Zentrum weiter. Ein Spital also, das sich ausserhalb der konventionellen Vorstellungen von Gesundheitsversorgung bewegt und welches mit gezielten Massnahmen sicherstellt, dass seine Angebote für die Anwohner:innen auch wirklich zugänglich sind.

Vision & Ziele

Das Hauptanliegen des Centers de Sandà Val Müstair ist es, den betroffenen Personen Wegbegleitung in verschiedenen Gesundheitsanliegen zu bieten. Sie sollen im Spital ihres Wohnorts Zugang zu den verschiedensten Angeboten erhalten, von der engen Zusammenarbeit von Expert:innen unterschiedlicher Fachrichtungen profitieren und bei der Lösungsfindung direkt beteiligt sein. Die primäre Zielgruppe des Gesundheitszentrums sind die Bewohnerinnen und Bewohner des Val Müstair, die ein hohes Durchschnittsalter aufweisen. Das Angebot ist folglich in erster Linie auf die Bedürfnisse von Senior:innen ausgerichtet.

Hintergrund

Als Spital bereits länger etabliert, entstand ab den frühen 2000er-Jahren ein umfassenderes Angebot im Zentrum. Der Spitex-Standort wurde ins Zentrum verlegt und das Programm der Spitex als Teil des Gesundheitsangebots des Centers da Sandà ermöglicht. Weitere Anbietende kamen in den nächsten Jahren dazu. Seit 2005 wird die Idee eines ganzheitlichen Gesundheitszentrums verfolgt und weiterentwickelt. Damit wird speziell auch auf den Umstand reagiert, dass es für die tendenziell ältere Bevölkerung der abgelegenen Gemeinde schwierig sein kann, die entfernter gelegenen Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen. Auch die Unterstützung durch die gleiche Fachperson im Krankheits- und Heilungsprozess ist für sie häufig eine grosse Erleichterung. So sieht das Center da Sandà ein Gesundheitsmodell vor, bei welchem die Ärzt:innen auch Begleitpersonen im gesamten Behandlungsverlauf der Patient:innen sein können. Die umfassende Gesundheit der Gemeinschaft und die Zufriedenheit der (generell häufig vergessenen) Zielgruppe der Senior:innen stehen im Vordergrund.

Good Practices

Das Gesundheitszentrum arbeitet mit den im Tal bereits vorhandenen informellen und formellen Strukturen zusammen und fördert die Sorgekultur zusätzlich.

  • Koordination & Vernetzung. Die Koordination zwischen den verschiedenen Anlaufstellen und die fortgeschrittene Vernetzung der Angebote zeichnen das Gesundheitszentrum aus. Die Ärzt:innen im interdisziplinären Team befinden sich alle am gleichen Ort, wodurch der Behandlungspfad unkompliziert und rasch verfolgt werden kann. Für die Umsetzung und die ständige Arbeit zur Verkürzung der Informationswege stehen genügend finanzielle Ressourcen zur Verfügung. Für eine noch grössere Effizienz ist demnächst eine Koordinationsstelle als direkte Anlaufstelle für alle betroffenen Personen geplant. Zur Vernetzung gehört auch die Zusammenarbeit mit den vorhandenen unterstützenden Familienstrukturen und den vielen Bewohnerinnen und Bewohnern der Gemeinde, die auf freiwilliger Basis im Center da Sandà tätig sind.
  • Bedürfnis- & Bedarfsorientierung. Das medizinische Angebot des Gesundheitszentrums orientierte sich immer schon an den demografischen Veränderungen in der Bevölkerung. Heute richtet sich das Angebot direkt auf die Bedürfnisse der anwohnenden Senior:innen aus. Ein gut etabliertes Rückmeldemanagement erfasst das Feedback der Patient:innen und ihrer Angehörigen, welches der weiteren Entwicklung des Angebots dient. Auch vom Fachpersonal wird erwartet, dass mit den betroffenen Personen zusammen Bedürfnisse ermittelt werden, auf welche das Center da Sandà eingehen will. Regelmässig treffen sich die Altersbeauftragten der Gemeinde, die Pro Senectute und das Center da Sandà für gemeinsame runde Tische. Diese ermöglichen den direkten Austausch über Wünsche und Veränderungen auf Gemeindeebene.
  • Zugänglichkeit. Das Gesundheitszentrum zeichnet sich durch seine ausgeprägte Niederschwelligkeit aus. Lokal verankert sind die verschiedenen Angebote für die Zielgruppe einfacher zu erreichen als andere, weiter entfernt liegende Gesundheitseinrichtungen. Zusätzlich ermöglicht eine Reihe an Massnahmen, Mobilitätsbarrieren zu überwinden. Dazu gehört der Fahrdienst, der im Tal und darüber hinaus eingesetzt und von Freiwilligen geleistet wird. Bedeutsam ist auch die persönliche Ebene, auf welcher das Gesundheitszentrum ansetzt. Den betroffenen Personen sind die Mitarbeitenden des Gesundheitszentrums oft schon im Voraus bekannt, und / oder sie kennen die Philosophie des Zentrums durch eigene Erfahrungen oder durch Berichte von Bekannten. Beides stärkt ihr Vertrauen und erleichtert ihnen den Eintritt ins Gesundheitszentrum, wenn dieser nötig wird.

Erfahrungen

Das Center da Sandà konnte in den vergangenen Jahren ein ausgedehntes Netzwerk von Dienstleistungen aufbauen. Dies brauchte eine gewisse Zeit und erforderte Geduld bei allen Beteiligten. Durch die starke Vernetzung gab es auch Zeiten, in welchen die Anforderungen an interprofessioneller und interdisziplinärer Zusammenarbeit fast zu hoch wurden, sodass man in diesem Bereich etwas zurückfahren musste. Ein Kernelement des Erfolgs des Gesundheitszentrums liegt in der guten Arbeit des Qualitätsmanagements. Dieses sichert die Teilnahme aller Anbieter, fördert die Zusammenarbeit anstelle von Konkurrenzdenken und versucht kontinuierlich, die Netzwerke des Gesundheitszentrums zu verbessern.

Webseite & Kontakt

https://csvm.ch/de/
judith.fasser@csvm.ch


Erfassungsdatum: 23.05.22