Les Pot’Âgés (GE)
Sozialprojekt Gemeinschaftsgarten

In Kürze
Das Projekt des sozialen Gartens wurde bereits Mitte der 1980er Jahre ins Leben gerufen, um die Lebensmittelhilfe der Stadt Onex an Menschen in prekären Lebenssituationen zu ergänzen. Gleichzeitig erhielten Seniorinnen und Senioren, die dies wünschten, die Möglichkeit, ihr eigenes Gemüse anzubauen. Das Projekt trägt den treffenden Namen «Les Pot’âgés», der ihm von den Kindern des benachbarten betreuten Spielplatzes «Jardin Robinson» verliehen worden ist, welche die Senioren und Seniorinnen des Gemüsegartens (le potager) gern ihre alten Kumpel (les potes agés) nennen.
Vision & Ziele
Heute ist das Projekt des Gemeinschaftsgartens Teil des Angebots des Pôle Seniors der Stadt Onex und wird im Rahmen der Agenda 21 durchgeführt. Das Angebot soll ältere Menschen dazu anregen, aus dem Haus zu gehen, soziale Kontakte zu pflegen und einer körperlichen Tätigkeit nachzugehen, die das Sportangebot der Gemeinde sinnvoll ergänzt.
Hintergrund
Das Grundstück wurde ursprünglich von der Fondation des Evaux zur Verfügung gestellt, einer gemeindeübergreifenden Organisation. Sie besitzt einen grossflächigen Park, den sie in Einklang mit der Natur und der Biodiversität pflegt. Die anfänglich 20 Pflanzplätze mit einer Fläche von jeweils 6 m2 reichten aufgrund der grossen Nachfrage bei den Seniorinnen und Senioren schon bald nicht mehr aus, so dass die Parzelle vor einigen Jahren erweitert wurde und heute 40 Plätze zählt. Le Pôle Seniors der Stadt Onex verfügt über ein jährliches Budget von CHF 3’000, um die Kosten für den Betrieb, die Erneuerung des Materials und die Ausstattung der Anlage zu decken. Im Jahr 2022 steht der Bau einer Rampe für Menschen mit eingeschränkter Mobilität an. Im Laufe der Jahre wurde ein Reglement erstellt, um das gute Miteinander innerhalb der Gartenanlage zu fördern. Es enthält einige Artikel zu den Öffnungszeiten, den Regeln der guten Nachbarschaft (Lärm), den guten Gartenpraktiken (Nachhaltigkeit und Biodiversität) sowie der gemeinsamen Nutzung der Geräte. Ausserdem wurde eine Partnerschaft mit «La Petite Maison», einem Sozialladen der Gemeinde, vereinbart, dank der das im Sommer zu viel geerntete Gemüse von «Les Pot'âgés» hier abgegeben werden kann und bedürftigen Menschen zugutekommt.
Good Practices
- Teilhabe & Mitwirkung. Das Projekt «Les Pot’âgés» ist weitgehend autonom. Die Gemeinde greift nur ein, wenn es darum geht, Werkzeug oder Geräte zu ersetzen, die Einhaltung der Vorgaben der Agenda 21 zu gewährleisten oder einen etwaigen Konflikt zu schlichten. Die Nutzerinnen und Nutzer des Gemeinschaftsgartens wählen jedes Jahr aus ihrem Kreis zwei Verantwortliche, die jeweils für den reibungslosen Betrieb der Anlage, die Nutzung des Materials und die Wahl der (biologisch abbaubaren) Produkte verantwortlich sind. Sie beraten und fördern Kontakte, Solidarität und gegenseitige Hilfe. Einmal jährlich findet ein gemeinsamer Frühlingsputz der Anlage statt, an dem alle Gärtnerinnen und Gärtner teilnehmen. Ebenfalls gemeinsam wird im Herbst das Laub der beiden grossen Eichen eingesammelt, die der Parzelle Schatten spenden. Jeder und jede Einzelne steht in der Pflicht, den Platz sauber und einladend zu erhalten. Anders als in traditionellen Schrebergärten können die einzelnen Pflanzplätze nicht mit einem Gartenhäuschen oder einem gedeckten Sitzplatz mit Tischen und Stühlen ausgestattet werden. Stattdessen gibt es einen Gemeinschaftsbereich mit einem festen Gartenhaus, einer Überdachung aus Segeltuch, Holzkisten für Gartengeräte und einem grossen Tisch und Bänken, der allen Nutzerinnen und Nutzern offensteht und Begegnungen fördert. Gelegentlich werden gemeinsame Essen mit den Erzeugnissen aus dem Gemüsegarten organisiert oder spontane Aperitive improvisiert. Der Ort kann nicht privatisiert werden: Organisiert eine Person einen Anlass, so können sich alle Gärtnerinnen und Gärtner dazugesellen. Diese Regel stärkt die partizipative und gemeinschaftliche Dimension des Projekts. Die Kultur des Teilens wird zudem durch die kulturelle Durchmischung der Nutzerinnen und Nutzer gefördert: Viele der älteren Menschen haben einen Migrationshintergrund und freuen sich, Gemüsesorten aus ihrem Land vorzustellen und Rezepte weiterzugeben.
- Zugänglichkeit. Das Projekt Gemeinschaftsgarten richtet sich an Menschen im AHV-Alter (Ausnahmen möglich), die in der Gemeinde wohnhaft sind. Die Nutzung der Pflanzplätze ist kostenlos. Ihre Grösse ist so ausgelegt, dass sie von einer einzelnen Person, bei Paaren manchmal auch von zwei Personen, problemlos und ohne übermässigen Arbeitsaufwand bestellt und unterhalten werden kann. Wenn nötig, stehen die gewählten Verantwortlichen beratend zur Seite und packen bei schwereren Arbeiten mit an. Die Zugänglichkeit ist allerdings durch den Mangel an verfügbaren Pflanzplätzen beschränkt. So kann es durchaus sein, dass man zwei bis drei Jahre auf einen freien Pflanzplatz warten muss.
- Generationenverbindend. Generationenübergreifende Kontakte werden mit den Kindern des benachbarten «Jardin Robinson» gepflegt, die gern beim Ernten des Gemüses helfen, das sie anschliessend für eine gemeinsame Mahlzeit mit ihren «alten Kumpeln» zubereiten. Von den 40 Pflanzplätzen ist zudem einer für sie reserviert. Ein weiterer Pflanzplatz ist für Schülerinnen und Schüler bestimmt, die hier im Rahmen der pädagogischen Aktivitäten von Pro Natura ihre eigenen Pflanzen anbauen können.
Erfahrungen
Der Gemüsegarten, der ursprünglich nicht als Gemeinschaftsprojekt im Sinne der Caring Communities gedacht war, hat sich - insbesondere aufgrund der Organisation und der Funktionsweise des Orts - mit der Zeit dazu entwickelt. Selbst zurückhaltendere Menschen, die nicht unbedingt den Kontakt suchen, knüpfen im Laufe der Zeit Beziehungen zu anderen Gärtnerinnen und Gärtnern. Die geringe «Fluktuation» zeugt von der guten Atmosphäre, die dazu führt, dass die zugeteilten Pflanzplätze gern mehrere Jahre behalten werden. Um der grossen Nachfrage nachzukommen, zieht die Gemeinde längerfristig die Schaffung weiterer Gemeinschaftsgärten in Betracht.
Webseite & Kontakt
Erfassungsdatum: 13.01.22