Älterwerden im Sensebezirk (FR)
Unterstützung von Selbstständigkeit und Selbstbestimmung

In Kürze
Im Sensebezirk hat Vernetzung Tradition: Hier wurde 2014 das Projekt «Älter werden im Sensebezirk des Kantons Freiburg» im Rahmen des Programms Socius I der Age-Stiftung lanciert. Für die 17 Gemeinden standen dabei die gemeinsame Erarbeitung eines Alterskonzepts sowie einer Koordinationsstelle im Fokus. Ende 2018 war das Projekt abgeschlossen. Die initiierten Massnahmen wurden weiterentwickelt und tragen heute dazu bei, dass Menschen im Sensebezirk selbstständiger zuhause wohnen können.
Vision & Ziele
Das Konzept zielt darauf ab, möglichst selbstständiges Wohnen zuhause für ältere Menschen des Bezirks zu ermöglichen. Dabei sind die Harmonisierung und Koordinierung der Leistungen sowie die Schliessung von Angebotslücken zentral. Weiter will es die Selbsthilfe und die Solidarität unter den Generationen sowie bedarfsorientierte Betreuung und Pflege fördern. Es beruht auf einer gemeinsamen Altersstrategie, welche die Projektverantwortlichen zusammen mit den Gemeinden des Sensebezirks erarbeitet haben. Dazu waren die Gemeinden, Organisationen mit Altersfokus sowie politische Gremien des Sensebezirks eingeladen worden.
Hintergrund
Schon 2009 fusionierten die Spitexvereine zur «Spitex Sense»; die Sensler Gemeinden taten sich 2011 zum «Gesundheitsnetz Sense» zusammen. Koordinationsansätze der Hilfsangebote in den verschiedenen Gemeinden waren aber nur vereinzelt vorhanden, und Hilfesuchende wussten oft wenig über die bestehenden Dienstleistungen. Darauf hat die Spitex Sense mit den beiden Organisationen Gesundheitsnetz Sense und «Rentnervereinigung des Sensebezirks» ein gross angelegtes Vernetzungs- und Koordinationsprojekt gestartet – mit der finanziellen Unterstützung der Age-Stiftung im Rahmen des Programm Socius, das den Programmteilnehmenden auch wissenschaftliche Begleitung bietet.
Um die Altersstrategie für den gesamten Bezirk zu formulieren, wurde eine Bestandes- und Bedarfsabklärung bezüglich der verfügbaren Angebote durchgeführt. Daraus resultierte in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Organisationen ein Massnahmekatalog. 2018 wurde das Alterskonzept Sense verabschiedet; die 2019 eröffnete Koordinationsstelle ist eine der darin formulierten Massnahmen. Als Anlauf- und Vernetzungsstelle mit Fokus Alter wird dort koordiniert, informiert und beraten. Ein anderes Produkt ist das «sensemobil»: Die Plattform vermittelt Fahrdienste für Personen mit eingeschränkter Mobilität.
Good Practices
Das Projekt «Älter werden im Sensebezirk» erleichterte den Zugang zu gemeindeübergreifenden Angeboten für ältere Menschen, indem Akteur:innen gegenseitig vernetzt werden. Durch die Koordination der Dienstleistungen und ein partizipatives Vorgehen wird eine Grundlage für eine umfassende Versorgung der Sensler:innen geschaffen – auch für die Zukunft.
- Koordination & Vernetzung. «Älter werden im Sensebezirk» konnte im Koordinations- und Vernetzungsprozess auf viele bestehende Beziehungen zurückgreifen. Diese werden durch das Projekt neu mit regelmässigen Informationsveranstaltungen und Vernetzungstreffen gefördert und gepflegt. Die im Projekt entstandene Koordinationsstelle wird rege genutzt – ihre Stellenprozente wurden nach Projektende erweitert. Zu den Aufgaben der beiden Fachpersonen gehört beispielsweise, mit interessierten Personen zusammen einen Pflegeheimplatz zu finden. Hier hilft eine Datenplattform, auf die auch die Pflegeheime Zugriff haben. Durch diese verschiedenen Massnahmen ist nun ein hohes Ausmass an Koordination und Vernetzung zwischen Gemeinden, Organisationen und Fachpersonen rund ums Thema Alter vorhanden.
- Teilhabe & Mitwirkung. «Älter werden im Sensebezirk» war im gesamten Prozess partizipativ angelegt, beginnend bei der Bedarfsabklärung als erster Rückmeldung der Beteiligten. Die Projektgruppe, die das Alterskonzept erarbeitete, wurde mit verschiedenen Delegierten der Zielgruppe besetzt. So waren bei der Ausarbeitung der Massnahmen, u.a. die Pflegeheime, der Ärzte- und Rentnervereinigung, die Hilfsdienste und die Politik vertreten. Politische Gremien der Gemeinden, aber auch des Kantons, wurden im Projektverlauf wiederholt informiert und einbezogen. Neu erarbeitete Konzepte wurden dafür in Vernehmlassung gegeben und regelmässige Informationsveranstaltungen abgehalten.
- Nachhaltigkeit. Schon zu Projektbeginn war klar, dass die Massnahmen nachhaltig sein sollen. So löste sich die Projektgruppe nach der Verabschiedung des Alterskonzepts auf; die Unternehmungen waren bereits auf eine langfristige Übernahme durch Politik und Gesellschaft konzipiert gewesen. Es wurden keine neuen Strukturen geschaffen, sondern mit bestehenden Gefässen gearbeitet – mit Ausnahme der Koordinationsstelle als bleibendem Produkt des neuen Alterskonzepts. Sämtliche Inhalte des Projekts werden bis heute durch das Gesundheitsnetz Sense und die Dienstleister weitergeführt oder überarbeitet. Die Nachhaltigkeit lässt sich sozial und finanziell auffassen. Ältere Personen und ihre Angehörigen können langfristig profitieren; Abläufe und Qualität können optimiert und die zunehmenden Anfragen dauerhaft bearbeitet werden . Der Ausbau der Koordinationsstelle und die Weiterführung der Informationsveranstaltungen sprechen dafür, dass eine nachhaltige Weiterführung des Vorhabens gelungen ist.
Erfahrungen
Mit der Teilnahme am Programm Socius setzte «Älter werden im Sensebezirk» eine Revision der Alterspolitik in Gang, die umfassend und für den gesamten Bezirk aufgegleist worden ist. Die Angebote und Organisationen wurden vernetzt und koordiniert. Zu diesem Erfolg beigetragen hat das breit abgestützte Projektteam und die enge Begleitung – beides förderte eine kooperative Zusammenarbeit. Eine transparente Kommunikation (z.B. in lokalen Medien) begünstigte weiter die Unterstützung der Gesellschaft. Auch der finanzielle Beitrag der Age-Stiftung war unabdingbar.
Gefordert war einiges an Flexibilität gegenüber auftretenden Herausforderungen. Der zu Beginn geschaffene Projektausschuss fuhr doppelspurig mit der Projektgruppe und wurde deswegen aufgelöst. Eine zeitliche Anpassung an das Alterskonzept des Kantons Freiburg (Senior+) war erforderlich. Jedoch machte es die Ergebnisoffenheit von «Älter werden im Sensebezirk» möglich, die Projektziele zu realisieren und bis heute vom Erreichten zu profitieren.
Webseite & Kontakt
https://www.gesundheitsnetz-sense.ch/
info@gesundheitsnetz-sense.ch
Erfassungsdatum: 10.06.22