Assistierende Technologie
Assistierende Technologien haben ein grosses Potenzial für Institutionen für Menschen im Alter und Menschen mit Behinderung. Entsprechend rasant entwickelt sich der Markt. Das Themendossier behandelt wichtige Frage zur Einführung und Nutzung und zeigt Projekte auf.
Der Begriff «assistierende Technologien» bezeichnet technische Hilfsmittel, die Menschen bei der Kompensation von Funktionseinschränkungen helfen. Dazu gehören nebst manuell gesteuerten Geräten immer mehr auch computergesteuerte und mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verknüpfte Hilfsmittel. Zielgruppe dieser Technologien sind Menschen im Alter oder mit einer Behinderung, die zuhause oder in einer Institution leben. Eine weitere Zielgruppe sind die Mitarbeitenden von Institutionen, die durch den Einsatz der Technologien Unterstützung und Entlastung erhalten. Entsprechend breit ist die Palette von assistierenden Technologien. Sie reicht von Gehhilfen und Alarmsystemen bis hin zum elektronischen Monitoring von Vitaldaten durch Sensoren und zum Einsatz von Robotern. CURAVIVA, Branchenverband von ARTISET, verfolgt die Entwicklungen, erarbeitet Arbeits- und Hilfsmittel und engagiert sich in ausgewählten Projekten, um die Branche bei der Einführung und Nutzung neuer Technologien zu unterstützen.
Situation in Schweizer Pflegeinstitutionen
In Schweizer Institutionen trifft man auf den punktuellen Einsatz assistierender Technologien, so etwa von Hebesystemen, elektrischen Rollstühle oder von Geräten zur Aktivierung, wie etwa die Roboter-Robbe «Paro». Und auch die Arbeit mit der elektronischen Pflegeplanung und -Dokumentation ist inzwischen in vielen Institutionen eine Selbstverständlichkeit. Mit Blick auf diese ePflegeplanungen und –Dokumentationen zeigt sich die Schnittstelle zum Thema «eHealth», das die verschiedenen elektronischen Gesundheitsdienste und Anwendungen zusammenfasst. Obwohl in den Schweizer Institutionen assistierende Technologien immer mehr zum Alltag gehören, wird ihr Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Das Swiss eHealth Barometer – eine jährliche Befragung der Akteure im Gesundheitswesen, bei der CURAVIVA Studienpartner ist – zeigt, dass auch bei den Pflegeheimen im Umgang mit neuen Technologien Ausbildungsbedarf besteht. Die Entscheidung zur Anschaffung und zum Einsatz assistierender Technologien hängt von vielen Fragen ab, die sich u.a. auf technischer, ökonomischer, rechtlicher und ethischer Ebene stellen.
Broschüre: Ethik beim Einsatz assistierender Technologien
Beim Einsatz assistierender Technologien stellen sich mitunter auch ethisch sensible Fragen. Wie gehen Praxisverantwortliche damit um, zwischen Selbstbestimmung, Freiheit, Privatheit und Sicherheit der Bewohnenden abwägen zu müssen? Wie viel Technik darf eingesetzt werden, ohne dass die Qualität der persönlichen Zuwendung in Pflege und Betreuung leidet? Die Mitarbeitenden in Pflegeinstitutionen werden sich vermehrt mit solchen Fragen befassen müssen, wenn sie auf verantwortungsvolle Weise die Chancen neuer Technologien nutzen wollen.
Die im Auftrag von CURAVIVA erstellte Broschüre «Ethische Aspekte im Umgang mit assistierender Technologie in Institutionen der Langzeitpflege» (2016) gibt praxisorientierte Anregungen für einen verantwortungsbewussten Einsatz assistierender Technologien. Die Broschüre behandelt sechs sensible Einsatzgebiete assistierender Technologien und die mit ihnen verbundenen ethnischen Dimensionen.
Studie: Erfolgsfaktoren für Einführung und Nutzung assistierender Technologien
Die Akzeptanz neuer Technologien durch die Endnutzer, d.h. die Bewohnenden sowie die Mitarbeitenden von Altersinstitutionen, beeinflusst den Erfolg der eingesetzten Hilfsmittel massgeblich. Doch welche Faktoren beeinflussen diese Akzeptanz? Dieser Frage ist eine im Auftrag von CURAVIVA erstellte Studie aus dem Jahr 2014 nachgegangen, bei der die Sicht des Pflege- und Betreuungspersonals im Zentrum stand. Die Studie zeigt u.a., dass Benutzerfreundlichkeit und Ergebnisqualität der eingesetzten Technologien von grosser Bedeutung sind. Auch zeigt sich, dass die Akzeptanz der Technologie insbesondere dann hoch, wenn mit ihnen eine Entlastung bei körperlich schwerer Arbeit oder bei Routine- und administrativen Arbeiten verbunden ist. Andererseits ist der Einsatz von Technik bei Pflegehandlungen in direktem Kontakt mit den pflegebedürftigen Menschen nicht erwünscht. Das Motto lautet deshalb: Pflege entlasten und nicht ersetzen.
Studie: Digitalisierung und Technologie in Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf
Studie der Universität Zürich, Zentrum für Gerontologie im Auftrag von CURAVIVA.
Schweizweite Umfrage bei den Mitgliederinstitutionen 2019
Ziel war es, wesentliche Wissenslücken, insbesondere mit Blick auf die Situation in den Institutionen für Menschen im Alter, Menschen mit Behinderung und Kinder und Jugendliche, zu schliessen. Rund 33 Prozent der total befragten Institutionen haben die Umfrage beantwortet, was einem guten Rücklauf entspricht.
Sonderauswertung Institutionen für Menschen im Alter
Eine Sonderauswertung liegt für den Altersbereich vor. Der entsprechende Bericht diskutiert und kontextualisiert ausgewählte Ergebnisse unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes.
Arbeits- und Hilfsmittel
Technologieumgebung für das «Wohn- und Pflegemodell 2030»
Wie lassen sich assistierende Technologien zukünftig in neuen, vermehrt sozialraumorientierten Wohn- und Pflegemodellen einsetzen? Die Vernetzung der verschiedenen Dienstleister und der integrierte Einsatz neuer Technologien sind für die Qualität neuer Wohn- und Versorgungssituationen von elementarer Bedeutung.
Das Wohn- und Pflegemodell 2030
Internationale Projekte: «Active and Assisted Living»
Das europäische Programm «Active and Assisted Living» (AAL) fördert die Entwicklung neuer und marktnaher Lösungen zur Unterstützung des selbstständigen und unabhängigen Lebens im Alter durch Informations- und Kommunikationstechnologien. CURAVIVA beteiligt sich regelmässig an AAL-Projekten: Als Endnutzerorganisation werden den Entwicklerinnen und Entwicklern wichtige Inputs zu den Bedürfnissen der Endnutzer, namentlich der Bewohnenden und Pflegenden, gegeben. Zusammen mit interessierten Institutionen und Bewohnenden in der Schweiz werden darüber hinaus neue Ansätze und Produkte getestet.